Severed Steel ist ein Shooter der etwas anderen Art.
Genre: Ego-Shooter Entwickler: Greylock Studio Publisher: Digerati Plattform: PS4, Xbox One, PC Release: 2021
Auf das Allernötigste heruntergebrochen funktionieren alle Ego-Shooter nach demselben Prinzip. Es wird gezielt, geschossen und nachgeladen. Aber was passiert eigentlich, wenn wir eines dieser Kernelemente streichen? Wie würde beispielsweise ein Shooter aussehen, der uns unsere Waffen nicht nachladen lässt? Diese Frage will Severed Steel beantworten, denn genau dieser Gedanke liegt dem experimentellen Ansatz des Spiels zu Grunde.
Noch in diesem Jahr soll Severed Steel für PS4, Xbox One und PC erscheinen, so jedenfalls der Plan von Matt Larrabee, dem Gründer von Entwickler Greylock Studio. Sollte das klappen, erwartet uns ein spannender Shooter mit einer komplett zerstörbaren Voxel-Umgebung, der jede Sekunde damit verbringt, uns herauszufordern und überlegen zu lassen: Wie komme ich jetzt an eine neue Waffe?
Was macht Severed Steel so besonders?
Der Nachlade-Twist von Severed Steel ist in die Story des Shooters eingearbeitet. Protagonistin Steel erleidet nämlich einen folgenschweren Unfall, bei dem sie ihren linken Arm verliert. Und das ist genau der Arm, der genretypisch für das Nachladen zuständig ist. Um sich am Mega-Konzern EdenSys, der für ihren Unfall verantwortlich ist, rächen zu können, muss sich Steel etwas einfallen lassen, um gegen die Übermacht an bewaffneten Gegnern eine Chance zu haben. Und wer zu wenig Munition hat, braucht eben mehr Waffen.
In Severed Steel sollte jeder Schuss sitzen.
In Severed Steel soll es darum gehen, ständig auf der Suche nach neuen Waffen zu sein. Die können zwar auch in der Spielwelt herumliegen, während der stylischen Schießereien ist aber keine Zeit die Level zu erkunden. Stattdessen müssen wir unsere Feinde entwaffnen oder uns an der Ausrüstung besiegter Gegner bedienen. Um das bewerkstelligen zu können, ist es das A und O, immer in Bewegung zu sein und aggressiv vorzugehen. Maschinenpistolen werden aus der Luft gegriffen und wir treten Gegnern die Pistolen aus den Fingern.
Dank Bullet Time passiert das aber zum Glück nicht in absoluter Hektik, sondern wir können die Zeit verlangsamen, um unsere nächsten Schritte besser planen zu können. In Kombination mit umfangreichen Parcours-Mechaniken und dem "Stunt-System" wie dem Schlittern auf dem Boden, Wandsprüngen und Drehungen um die eigene Achse, sieht bisheriges Severed Steel-Gameplay aus wie ein durchchoreographiertes Action-Ballett:
1:22Severed Steel - Experimenteller Ego-Shooter für PS4 und Xbox angekündigt
So ganz hilflos ist Steel aber nicht, wenn ihr mal die Munition ausgehen sollte. Ihr linker Arm wurde nämlich durch eine wuchtige, Kanone ersetzt, die an die Wumme von Samus Aran erinnert und mit der wir die Voxel-basierte Umgebung zerstören können. Beispielsweise lassen sich so Löcher in Wände schießen, um Abkürzungen zu schaffen oder wir heben mit Waffengewalt Fallgruben für unsere Feinde aus - dass das alles auch noch ziemlich cool aussieht, ist da nur das Sahnehäubchen.
Für wen ist Severed Steel interessant?
Es ist klar, dass Severed Steel kein klassischer Shooter sein möchte, in dem wir unsere über Jahre angeeigneten Skills abrufen. Stattdessen erinnert das Spiel eher an vergleichbare Shooter-Experimente wie Superhot, in dem die Zeit angehalten wird, wenn wir uns gerade nicht bewegen. Auch hier spielte das Greifen nach generischen Waffen schon eine große Rolle, was am Ende dazu führte, dass Superhot schon fast wie eine Art Puzzle-Shooter wirkte.
Dafür ist Severed Steel dann doch zu action-orientiert. Hier geht es viel eher um die ständige Übersicht, die wir über das aktuelle Level brauchen. Zu jeder Zeit müssen wir zwei Schritte vorausplanen und immer wissen: Wo finde ich die nächste Waffe? Was mache ich, wenn mir in 20 Schuss wieder die Munition ausgeht? Kreativität und Flexibilität sind in den Gefechten von Severed Steel definitiv wichtiger als bloße Reflexe und Zielgenauigkeit. Auch wenn das natürlich durchaus auch Tugenden sind, die es euch hier leichter machen.
Stillstand kann in Severed Steel den Tod bedeuten.
Besonders interessant ist auch, dass Larrabee betont, dass die einarmige Protagonistin nicht einfach nur für das Konzept herhalten muss. Tatsächlich sei es das Ziel, eine Möglichkeit bieten, sämtliche Bedienelemente von Severed Steel frei auf die Controller belegen zu können und tatsächlich einhändig spielen zu können. Inspiriert wurde er hier laut eigener Angabe von der durchaus großen und aktiven YouTube-Community, die First Person-Shooter mit nur einem Arm spielt - und das auch verdammt gut.
Auf dem Papier klingt das Konzept von Severed Steel auf jeden Fall spannend. Allerdings steht und fällt hier alles mit dem Spielgefühl. Wie intuitiv wird es sich anfühlen, Gegnern die Waffe aus der Hand zu reißen? Wie leicht gehen die Stunts von der Hand? Hoffen wir, dass der geplante Release in 2021 auch eingehalten werden kann und wir bald mehr vom Spiel erfahren.
GamePro-Einschätzung
Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Ich mag es sehr, wenn mir Shooter mehr bieten wollen, als den nächsten Mix aus Deckung, Ballern und Nachladen. Deswegen steht Severed Steel aktuell auch ganz weit oben auf meiner Wunschliste für das Jahr 2021. Auf jede Situation schnell und effizient reagieren zu müssen und ständig mit der Sorge leben zu müssen, dass mir hier gleich die Patronen ausgehen, ist genau der Nervenkitzel, der mich lange bei der Stange halten kann. Vor allem die vielen Parcours-Einlagen reizen mich - denn geht ein Plan erst einmal auf, muss sich das sehr befriedigend anfühlen.
Auch die zerstörbare Voxel-Umgebung macht mit Hoffnung, je mehr Partikeleffekte, desto besser. Unsicher bin ich aber noch, was die Armkanone der Protagonistin angeht. Die sieht nämlich sehr mächtig aus und könnte ein bisschen das Gefühl untergraben, ausgeliefert zu sein, wenn das Magazin alle ist. Aber da muss ich wohl abwarten, wie die Mechaniken hier ineinandergreifen. Auf jeden Fall liegt Severed Steel eine einzigartige Idee zu Grunde und allein das macht den Shooter schon spannend genug.